Wednesday, 25 December 2002 | 45.52.359
Johannes Rau : Weihnachtsbotschaft
Mit den Weihnachts-etc-Botschaften des Bundespräsidenten an die 'lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger' verhält es sich in etwa so, wie mit den Predikten in den Kirchen,
in denen die Pfarrer - hier also 'unser Bruder Johannes' - alles mögliche beklagen, u.a., daß immer weniger Leute in die Kirche reingehen und immer mehr austreten,
und das müssen sich dann ausgerechnet diejenigen anhören, die zum Gottes-Dienst in die Kirche gekommen sind,
von denjenigen, die, von Gottes oder wessen Gnaden auch immer, verpflichtet wären, etwas zu tun, statt immer nur zu reden, und die auch das Amt, die Würde, die Möglichkeiten, die Verpflichtung ... dazu hätten;
d.h.: auch für die Botschaften des Bundespräsidenten gilt:
sie haben den falschen Adressaten - return to sender !
nicht das Volk muß besser werden, sondern die Politik bzw. die Politiker, im Grunde genommen nur eine Handvoll Spitzen-Politiker, wenn nicht gar nur (irgend)ein einziger aus dieser Spitzengruppe,
jeder hat doch da den Marschallstab im Tornister, an vornehmster Stelle aber sicher gerade dieser unser aller Herr Bundespräsident;
es stimmt einfach nicht, daß man uns, die Bürger, und unsere Mitbürger ebenfalls nicht
- die arbeiten doch praktisch eh schon alle wie die Pest bzw. ohne die würde doch angeblich schon in der Gegenwart gar nichs mehr laufen, geschweige denn in der Zukunft -
also uns, das Volk bzw. die Bevölkerung, wie es ja gelegentlich und auch gar nicht so unrichtig heißt,
zu mehr Optimismus und Zuversicht etc. aufrufen müßte,
daß uns irgendwelche Tugenden und Kräfte etc. abhanden gekommen seien,
daß wir nicht anpacken würden, was vor uns liegt etc., etc.,
wenn wir all das nicht wären, hätten, täten ..., wäre doch dieser ganze Schwachsinn gar nicht auszuhalten, den uns die politische Klasse da dauernd antut;
die Qualität, diese Qualitäten ... fehlen in der politischen Klasse, nicht im Volk !
m.a.W.: ob's (wieder ..., weiter ...) aufwärts geht, hängt doch nicht von uns, also dem Volk ab und davon, wie 'wir' nach vorn schauen und unsere Aufgaben anpacken - das braucht man uns doch gar nicht erst zu sagen -
sondern davon, daß insbesondere die Chefs unserer gewaltengeteilten Verfassungsorgane endlich ihre 'individuellen Pflichten' wahrnehmen und zu ihrer 'gemeinsamen Verantwortung' stehen,
und in dieser Richtung müssen der Bundespräsident und all die anderen Kirchen-, Sonntags und Fest-Redner und Weihnachtsmänner etc. denken und vor allem eben nicht nur reden, sondern handeln, einfach bei sich selbst anfangen !
es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es !