Donnerstag, 05 Juni 2003 | 45.23.156

Zum Tod von Jürgen W. Möllemann

Erschüttert, fassungslos ... muß man immer mal wieder zur Kenntnis nehmen, daß selbst Kommunikationskünstler in Situationen geraten können, in denen sie keinen Ausweg mehr sehen und mit niemandem mehr sprechen wollen, weil sie es als aussichtslos, nutzlos, sinnlos ... ansehen;

trotzdem muß man zunächst berücksichtigen, daß solche Fälle von der göttlichen Vorsehung umfaßt werden und daher als Einzelfall unvermeidlich sind;

insofern verbietet sich die Frage, ob oder wie sich das hätte verhindern lassen, wie auch immer un-glück-liche Verkettungen und Verwicklungen gelaufen sind oder gar, wer eventuell dran schuld ist

- soweit nicht eventuell doch unmittelbare, absichtliche, absichtsvolle, vorsätzliche Einwirkungen vorliegen, Erpressung, Sabotage, oder ein glatter Mord; das perfekte Verbrechen ?

gleichwohl läßt sich die Entwicklung als solche, die dazu geführt hat, natürlich nachvollziehen;


Möllemann ist, unabhängig davon, wie er nun tatsächlich ums Leben gekommen ist, das Opfer eines, wie man eben jetzt weiß fatalen Irrtums - oder auch mehrerer, je nachdem, wie man das differenziert oder als Komplex ansieht:

Möllemann hat geglaubt, er lebe in einer Demokratie und sei Mitglied einer Partei, die zumindest immer so tut, als habe sie den Liberalismus und die Menschenrechte und eben die Demokratie erfunden und auch gleich für sich gepachtet;

davon ist die FDP aber in ihrer heutigen Gestalt und in der Wirklichkeit genau so weit entfernt, wie die anderen Parteien

und, zusätzlich, wie beispielsweise die angeblich christlichen Parteien von der christlichen Nächstenliebe

oder die angeblich sozialen Parteien vom sozialen Staat.


Möllemann ist das Opfer von Leuten, die immer wieder glauben, sie könnten die Idee der Demokratie nach eigenem Belieben und ungestraft mißbrauchen zur Verbreitung ihrer mehr oder weniger verschrobenen Ansichten und Meinungen, oder gar im Interesse ihres persönlichen Fortkommens,

die sich aber de facto für die Anwendung des Prinzips Demokratie, für entsprechendes Handeln und Umsetzen nicht wirklich einsetzen, geschweige denn, sie bei entsprechender Toleranz und Integrationsbereitschaft praktizierten,

d.h. denjenigen, denen die Partei die Führung anvertraut bzw. denjenigen, die zumindest eine geistige Führerschaft beanspruchen, bis hin zu den Ikonen wie Hildegard Hamm-Brücher,

die also immer gerade dann, wenn's spannend wird, wenn's drauf ankäme ..., entweder umschalten auf das Prinzip Macht, oder zumindest einer undefinierbaren Legitimation - oder nach Hause gehen bzw. aus der Partei austreten;

- so wie, nebenbei bemerkt, auch dieser EU-Konvent eben nicht genutzt wird, um Kraft und Stärke des 'alten' Europa souverän zu nutzen, Nutzen mehren ... im Interesse der Demokratie,

sondern um die überkommenen Macht und Herrschaftsstrukturen möglichst unbeschadet und uneingeschränkt in das 'neue' bzw. größere Europa hinüber zu retten und möglichst noch auszubauen und aus-zu-nutzen.

cont'd


ceterum censeo : das Beste wäre, Guido Westerwelle legte jetzt sofort seine Parteiämter nieder und zöge sich ganz aus der Politik zurück; das würde ihm sämtliche weiteren Peinlichkeiten so halbwegs ersparen; Westerwelle kann mit der FDP nichts mehr werden, und die FDP nicht mit ihm.
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