Freitag, 06 Februar 2009 | 45.06.037

Kaffeekränzchen bei Angela

man kann sicher nicht sagen, daß das keine hochkarätige Runde war
die Chefin mit den Chefs von OECD, WTO, IWF, ILO und Weltbank

bloß, was hat das nun mit der Lösung der Probleme zu tun
wenn konsequent immer wieder

ebenso hartnäckig wie nachhaltig, anhaltend und kontinuierlich
erst auf's falsche Pferd gesetzt ...

dann das Pferd von hinten aufgezäumt
und schließlich von der falschen Seite bestiegen wird

daß die weltwirtschaftliche Entwicklung ein abgestimmtes Handeln
der internationalen wirtschaftspolitischen Akteure erfordert

ist wohl wahr
- aber wo waren sie denn

die einzige politische Akteuse überhaupt war die Kanzlerin selbst
- von Wirtschafts'Politikern' dagegen keine Spur

daß eine globale Krise auch globale Lösungen erfordert
ist ein Märchen, das auch nicht wahrer wird
je öfter es wiederholt bzw. behauptet wird

Lösungen sind eine Frage der Qualität
und nicht der Quantität

wenn man Krach mit (s)einem Partner hat
muß man sehen, wie man das löst

und wenn man Chef von 100 (%) Leuten ist
und mit denen Krach hat

dann muß man auch (selbst) sehen
wie man das löst

da kann man doch nicht plötzlich sagen
eine so große Krise müssen wir gemeinsam lösen

bzw., ich lade Euch alle zum Kaffeekränzchen ein
und dann löst Ihr das Problem unter Euch

und schon gar nicht, wenn man selbst
Gegenstand und Ursache des Problems ist

es geht doch gar nicht um die 'Gesundung ...'
des internationalen Finanzsektors

der Finanzsektor ist nicht krank
sondern er ist völlig marode zusammengebrochen

und muß von seinen Aufgaben und Funktionen her
aber doch nicht von seinen alten Formen und Strukturen her
- form follows function ... -

wieder aufgebaut bzw. 'her-ge-stellt ...' werden
bis man von einer verfassungsmäßigen Ordnung sprechen kann

aus den Trümmern ..., aus den Ruinen ...
soweit nicht aus der Asche wieder aufsteigen

und was fehlt oder bei der Gelegenheit neu hinzukommen soll
muß entsprechend ergänzt werden

durch modernes Baumaterial
Bautechnik, Technologie ..., eben 'state of the art'

mit anderen Worten : das Auto ist nicht krank
sondern es ist kaputt und muß repariert werden

wenn's denn noch geht, sonst am besten Griff dran
und wegschmeißen ... und ein neues her

jetzt sollen also die fünf Organisationen ...
in fünf Handlungsfeldern ihre Zusammenarbeit verstärken

- Entfaltung der Sozialen Marktwirtschaft
- Engagement des IWF beim Finanzgipfelprozess
- Stärkung der WTO bei der Öffnung des Welthandels

- und dann natürlich die unvermeidliche Bekämpfung des Klimawandels
die höchste Priorität haben soll, aber doch erst als Punkt 4 erscheint

- sowie die ebenfalls unvermeidliche Bekämpfung der Armen
auf daß auch sie teilhaben am globalen wirtschaftlichen Wohlstand (???)

alles olle Kamelle, nichts als Kaffeeklatsch
und Kaffeesatzleserei, die nicht weiterbringen

nach Lage der Dinge ist es doch so
daß diese fünf Weisen nur deshalb so artig antanzen

weil sie entweder nichts Besseres zu tun hatten
oder weil sie nicht wußten, was sie Besseres tun könnten

mit anderen Worten, sie sind gekommen, weil sie Leitung erwarten
Anleitung, Bestimmung, Weisung, Führung ...

sie erwarten von der Politikerin eben Politik
verbunden mit dem Satz 'dafür trage ich auch die Verantwortung ...'

dieser Satz ist der Frau Kanzlerin jedoch nach wie vor völlig fremd
sie ist weder in der Lage

die Leute zu instruieren
zu tun was sie sinnvollerweise tun sollten

noch eine konzertierte Aktion daraus zu machen
was sie von sich aus an Einzelleistung bringen können

es ist einfach unglaublich, was eine ebenso naive
wie geltungssüchtige Kanzlerin da für eine Show abzieht

und mit ihrer absurden Politshow der medialen Talkshowkonkurrenz
allmählich den Rang abläuft

politisch geht es hier nicht um die soziale Marktwirtschaft
sondern, wenn schon, um den sozialen Staat ...

es geht aber in erster Linie bzw. 'in höchster Priorität ...'
auch nicht um den sozialen Staat

sondern um den demokratischen Staat !!!

und das Wort Demokratie ist in diesem Zusammenhang
nicht ein einziges Mal gefallen

der Begriff Demokratie scheint der Kanzlerin völlig fremd zu sein
geschweige denn, daß sie damit etwas anzufangen wüßte

es ist ebenso unglaublich wie unbeschreiblich ...
charakteristisch und bezeichnend ...

daß die Kanzlerin eine Konferenz veranstaltet und leitet
zum Thema Wirtschaftspolitik bzw. Weltwirtschaft ...

- und kein einziger Wrtschafts-'Politiker' dabei ist
Kanzlerin inclusive ...

sondern nur Leute, die sich anscheinend selbst
als wirtschaftspolitische Akteure sehen und verstehen

in Wirklichkeit aber nicht mal das
sondern praktisch nur Aktionisten sind

daß zwischen Politiker und Akteur ein Unterschied ist
müßte doch endlich mal jemand klarzumachen sein

- geschweige denn Aktionisten ... - genau so
wie der Unterschied zwischen Wirtschaft und Demokratie ...

die Entwicklung der letzten 100 Jahre
nach zwei Weltkriegen und zwei Weltwirtschaftskrisen ...

ist bestimmt davon, daß die verantwortlichen Politiker
- die Dritte Gewalt inclusive ...

sich ebenso hartnäckig wie nachhaltig weigern
nach den Prinzipien des demokratischen Staates zu regieren

und weder professionell noch überhaupt willentlich
bereit und in der Lage sind

Verantwortung für das was sie bestimmen und tun zu tragen
- geschweige denn für das Gemeinwohl oder gar das Klima ...

es ist schlicht und einfach grotesk
daß tagespolitisch ... von Milleniumszielen ... gesprochen wird

bzw- wirtschaftsolitisch ...
von Krisenfazilitäten ...

die weltwirtschaftliche und vor allem auch gesellschaftliche
um nicht zu sagen auch klimatische Entwicklung ...

läßt sich nur mit den Prinzipien der Demokratie ...
wieder stabiliseren und dann verbessern

das heißt, kurz gesagt
indem die Mehrheit, der Stärkere ... entscheidet ...

aber so, daß zumindest die Interessen ...
der Minderheit, der Schwächeren ... gewahrt sind

und, insofern war diese Veranstaltung
schon wichtig und richtig

nirgend wo sonst in der Welt ...
ließe sich damit besser anfangen als in Berlin ...

oder (auch) aktuell ... vielleicht ... in Rom
bzw., aller guten Dinge sind drei ...

und wenn wir uns schon darauf besinnen,
wo her wir kommen

vielleicht sogar im guten alten Athen
- um herauszufinden und zu gestalten, wo hin wir gehn ...

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