Mittwoch, 14 Januar 2009 | 45.03.014

Pressefreiheit und Menschenrechte

An den Präsidenten des Europäischen Parlaments
Sehr verehrter Herr Professor Pöttering

besten Dank für Ihr Schreiben
dafür danke ich Ihnen ausdrücklich

ich bin zur Zeit unterwegs
heute natürlich auf dem Wege nach Strasbourg

und kann Ihnen meine Antwort nur auf diesem Wege übermitteln
bitte, verweigern Sie jetzt nicht das weitere Gespräch

ich beziehe mich erneut darauf
daß Sie gerade Herrn Hu Jia den Sacharow-Preis verliehen haben

und nun versagen Sie mir, der ich in einer ähnlichen
und vergleichbaren Lage bin, die Akkreditierung

wie paßt denn das zusammen ?

selbstverständlich versagen auch die offiziellen Chinesischen Presse- und Journalistenverbände
Herrn Hu Jia die Mitgliedschaft, er kriegt also keinen Mitgliedausweis

selbstverständlich kann Herr Hu Jia, weil er im Gefängnis sitzt
keine Einkommensnachweise über journalistische Tätigkeit vorlegen

ich sitze zwar nicht im Gefängnis, werde aber in weitaus subtilerer Form
und in einer alle Menschen-, Freiheits- und sonst verfassungsmäßigen Rechte

verletzten Art und Weise
derart massiv und konsequent ebenfalls ausgegrenzt

daß mir eine gewinnbringende Tätigkeit
bzw. die Vorlage entsprechender Nachweise nicht möglich ist

unabhängig davon, daß es auf diesen Gewinn doch gar nicht ankommen kann
weil auch andere Journalisten und Publizisten, Herausgeber und Verleger etc.

in Objekte investieren, mit denen sie zunächst bzw. eine Zeitlang
keinen Gewinn machen und das einkalkuliert ist

da ich mich in meiner journalistischen Tätigkeit und meinen Publikationen
nicht nur der gewaltengeteilten Politischen Führung gegenüber kritisch verhalte

also Parlament, Regierung und Justiz ...
sondern auch der so genannten Vierten Gewalt gegenüber

also Presse und Medien, werde ich, wie Sie ja selbst schreiben
auch von den Deutschen und Europäischen Presse- und Journalistenverbänden ausgegrenzt

und kann deshalb keinen Mitgliedausweis vorlegen
immerhin werde ich bei einigen Organisationen als Gast geduldet

da ich in einer für mich natürlich durchaus erfreulichen Weise
de facto also nicht im Gefängnis sitze

ist es mir, unter Aufbietung, um nicht zu sagen Aufreibung
letzter körperlicher, geistiger, seelischer Kräfte

wie auch materieller und finanzieller Mittel
und unter Überwindung unbeschreiblicher Schwierigkeiten

trotz und allem möglich, journalistisch und publizistisch
sowohl online als auch print zu arbeiten

die Ergebnisse dieser Arbeit stehen jeden Tag, jeden Kalendertag
also 365(6) Tage im Jahr online ohne weiteres zur Verfügung

und die davon unabhängige und anders konzipierte Printausgabe
geht den entsprechenden Abonenten bzw. Adressaten regelmäßig zu

ich komme also einfach nicht dahinter
wenn ich das so sagen darf

warum nun auch Sie behaupten, es gäbe keine Nachweise
für meine hauptberufliche journalistische und publizistische Tätigkeit

dennoch verstehe ich Ihr Schreiben als entgegenkommendes wohlwollendes Zeichen dafür
daß das letzte Wort noch nicht gesprochen ist

daher bitte ich auch hierdurch nochmals ebenso höflich wie in aller Form
um die übliche uneingeschränkte und nicht diskriminierende Akkreditierung

ich grüße Sie herzlich
mit meinen besten Wünschen noch zum Neuen Jahr

ergebenst bin ich Ihr
Eugen Möller-Vogt

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