Dienstag, 26 November 2002 | 45.48.330

STEP 21 - Jugend fordert - 'fairnetz' - 'fairlink'
'Die' Jugendinitiative für Toleranz und Verantwortung im Internet

Fast hört man die berufsmäßigen Schönredner in Politik und Verbänden wie üblich mit mehr oder weniger Überraschung in der Stimme schon wieder sagen:

'Die Jugend ist ja gar nicht so schlecht, wie immer angenommen oder gar behauptet wird'

- aber selbst das wäre in diesem Fall weit untertrieben: die sind richtig gut, die Mädels und Jungs, mit ihrem beispielhaften gesellschaftlichen Engagement;

in einer seit Anfang 2001 laufenden Aktion haben Jugendliche aus der ganzen Bundesrepublik regelrechte Pionierarbeit geleistet und die unterschiedlichsten Projektideen entwickelt,

die sich mit Fairness, Respekt, Toleranz und überhaupt dem verantwortlichen Umgang mit dem Medium Internet auseinander setzen,

unter spezieller Berücksichtigung der rechtsextremistischen Problematik, Rassismus, Antisemitismus, Gleichgültigkeit, Gewalt, Intoleranz, Menschenverachtung ... - bis hin zur Auseinandersetzung mit den so genannten 'Hass'-Seiten;

getragen, gefördert, flankiert und unterstützt ... wurden die Projekte von einer ganzen Reihe von Coaches und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, Kultur und Medien

sowie zahlreichen prominenten Persönlichkeiten wie insbesondere dem Schirmherrn der Initiative, Bundespräsident Johannes Rau,

dem die Ergebnisse dieser Arbeiten heute im Bellevue präsentiert und übergeben wurden, der dann auch den Klick zur feierlichen Online-Schaltung übernommen hat;

nach dieser gelungenen Vorstellung fragt man sich wieder mal umso mehr, warum diese in der Anlage des Menschen von seiner Geburt her offenbar vorhandenen positiven Eigenschaften wie die Begeisterung und das Engagement für 'das Wahre, Schöne, Gute ...' offensichtlich verloren gehen, sobald ein Mensch die politische Bühne betritt,

wieso immer wieder der Eindruck entsteht und sich hartnäckig hält, daß Politiker spätestens mit der Übernahme eines Mandats oder gar eines Amtes alle positiven Eigenschaften, soweit nicht anscheinend auch ihren Verstand an der Garderobe abgeben;

anders ausgedrückt: wenn es ganz normalen bzw. sogar jugendlichen Mitgliedern der Gesellschaft möglich ist, gewissermaßen als Amateure gesellschaftliche Aufgaben zu lösen,

warum ist es dann Politikern nicht möglich, politische Aufgaben professionell und verfassungsgemäß zu lösen, Schwierigkeiten zu meistern, Probleme zu knacken,

bzw., und abgesehen davon, daß Bürger, die aus eigener Initiative oder Zivilcourage, aus Begeisterung oder Unmut, vielleicht auch mit dem Mute der Verzweiflung etwas unternehmen, gelegentlich einen Preis erhalten

- soweit nicht gerade diejenigen auch noch die Preise bekommen, deren Aufgabe und Verpflichtung die Bearbeitung und Lösung bestimmter Angelegenheiten ohnehin wäre und die gerade dafür auch bezahlt werden -

warum also werden im politischen Tagesgeschäft

negative Entwicklungen, in diesem Falle also die Zunahme fremdenfeindlicher und gewaltverherrlichender oder gar terroristischer etc. Internetseiten, immer nur beklagt,

obwohl sie im Grunde genommen nur die Folge mangelnder positiver politisch gestalteter Anstöße, Bewegungen und Entwicklungen sind,

warum wird immer wieder praktisch nur allgemein darüber geredet, daß da etwas getan werden müßte bzw. daß also geächtet, verboten, bekämpft werden müßte,

obwohl doch durch die Menschheitsgeschichte inzwischen hinreichend bewiesen ist, daß Ächten, Verbieten, Bekämpfen etc. allein gar nichts bringt,

wenn man sich nicht mit denen, die sowas (aktiv) betreiben, irgendwie auseinandersetzt bzw. denen, die sich (passiv) dafür interessieren, ein besseres Angebot macht;

warum ist es gerade die politische Führung, die immer wieder nur beklagt und redet und appelliert und aufruft etc. zu allen möglichen Bündnissen und Pakten etc.,

und es bedürfe der Anstrengung aller Beteiligten etc.,

obwohl dann doch über konkrete Hilfsangebote elegant hinweg gesehen wird und Lösungsvorschläge behandelt werden, als sähe man vor lauter Bäumen den Wald nicht

und obwohl dank eines kaum noch zu überbietenden Nachrichten-, Informations- und Medienangebots weder über die Interessenlage und Wünsche des Volkes noch hinsichtlich der politischen Willensbildung irgend welche Zweifel bestehen können;

warum werden die so genannten Feinde der Freiheit, der Demokratie und der Menschenrechte bzw. -Würde zwar immer wieder beschworen,

wird aber nicht mal im eigenen Lande das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben an diesen Ansprüchen gemessen, diesem Standard entsprechend gestaltet, geschweige denn in europäischen oder gar globalen Dimensionen ?

der Festvortrag des Bundespräsidenten ließ diese Fragen wiederum völlig offen.
| Seite drucken